Mit dem Wohlbefinden von Haustieren ist der harmonische Zustand zwischen Tier und Umfeld gemeint, der ihm völlige körperliche und geistige Gesundheit verschafft (naturalistischer Ansatz). Spricht man von Anpassung des Tieres an sein Umfeld, heisst das, dass sein Wohlbefinden sichergestellt ist, solange es sich an etwaige Veränderungen anpasst. Wie gut sich Tiere an Veränderungen anpassen, ist von Tier zu Tier unterschiedlich; manche langweilen sich schnell, wenn sich ihr Lebensumfeld nicht regelmässig ändert, andere wieder kommen mit Veränderungen nur schlecht zurecht.
Das tierische Wohlbefinden beruht auf fünf Prinzipien:
Folglich kommen zwei Ebenen beim Wohlbefinden von Tieren zum Tragen: die Physiologie (die ersten drei Prinzipien) und das Verhalten (die letzten zwei Prinzipien). Um einschätzen zu können, wie es um das Wohlbefinden seines Tieres steht, muss man es beobachten, und zwar seine Bewegungen, seine Haltung, seine sozialen Beziehungen zu Artgenossen, anderen Tieren und Menschen usw. Anhand der Verhaltensindikatoren kann eine etwaige Verschlechterung seines Zustandes schon früh festgestellt werden. Verändertes Verhalten seines Hundes bemerkt man beispielsweise schon lange vor einem Gewichtsverlust (der sich erst nach einer Weile manifestiert). Verhaltensindikatoren für eine Verschlechterung des Wohlbefindens des Tieres können Mattigkeit, verminderte oder ausbleibende Spiellust, Vermeiden von Kontakt mit dem Besitzer, Stereotypien usw. sein.
Bei Stereotypien handelt es sich um wiederholte und ständig gleichbleibende Handlungen ohne erkennbares Ziel. Sie treten auf, wenn das Tier in einem langweiligen Umfeld lebt, in dem ihm keine Aktivitäten ermöglicht werden. Deshalb sind echte Stereotypien auch reversibel: Sie verschwinden, sobald das Problem gelöst ist. Stereotypien weisen also auf Anpassungsschwierigkeiten des Tieres hin. Beispiele für Stereotypien bei Hunden und Katzen sind sich im Kreis drehen, auf und ab springen oder sich in die Extremitäten beissen.
Wie stellt man das Wohlbefinden seines Tieres sicher?
Das Wohlbefinden eines Tieres ist dann sichergestellt, wenn es gut behandelt wird. Zunächst gilt es, die fünf zuvor genannten Grundprinzipien zu beachten.
Ausserdem muss auf die Erwartungen des Tieres eingegangen werden und so weit wie möglich vermieden werden, dass es sich frustriert fühlt. Hunde und Katzen können nämlich «Erwartungen aufbauen», sprich Ereignisse antizipieren: Eine Katze, die ihre Besitzer aufweckt, um zu spielen, erwartet sich, dass mit ihr gespielt wird. Ein Hund, der seine Futterration einfordert, erwartet sich, diese auch zu bekommen. Bleiben diese Erwartungen unerfüllt, können emotionale Reaktionen wie Frustration, Aggressivität oder Stereotypien die Folge sein. Treten Stereotypien auf, ist es wichtig, deren Ursache auf den Grund zu gehen, um etwas dagegen unternehmen zu können und das Wohlbefinden des Tieres wiederherzustellen.
Das Wohlbefinden eines Tieres ist von vielfältigen Faktoren abhängig und subjektiv. Nicht immer ist es einfach einzuschätzen, wie sich sein Liebling fühlt. Im Zweifelsfall kann man einen Verhaltensexperten (Tierarzt, Spezialisten für Verhaltenserziehung) aufsuchen, um herauszufinden, was dem Tier zum gänzlichen Wohlbefinden fehlt.