Erziehung, Verhalten
01.03.2021

Lawinenhunde: Lebensretter auf vier Pfoten

Bei einem Lawinenniedergang zählt jede Sekunde, um verschüttete Personen aus der Schneemasse zu befreien. Damit die Hilfskräfte schnell ausrücken und handeln können, greifen sie auf eine spezielle Ausrüstung zurück. Vor allem aber stehen ihnen Lawinenhunde mit ihrem unvergleichlichen Spürsinn zur Seite. Hier ein kleiner Überblick über die Geschichte der Lawinenhunde, ihr Profil und wie sie ausgebildet werden. Die alte Weisheit, wonach der Hund des Menschen bester Freund sei, trifft hier bestens zu.

Pour la petite histoire

Wann genau die ersten Hunde in den Bergen als Suchhunde eingesetzt wurden, ist nicht bekannt. Viele Erzählungen verweisen auf Barry, den Bernhardiner, der um 1800 als Rettungshund im Hospiz auf dem Grossen Sankt Bernhard rund 40 Menschen das Leben gerettet haben soll. Eine Rettungsaktion in den Bergen ist jedoch gut dokumentiert: Bei einem Lawinenniedergang im Berner Oberland im Winter 1937/38 konnten 18 junge Männer geborgen werden. Damals wurden 17 Personen relativ schnell gefunden, aber die Suche nach der letzten Person zog sich hin. Schliesslich wurden die Hilfskräfte aufmerksam auf Moritzli, den Hund eines Retters, der an einer Stelle scharrte und zeigen wollte, dass er unter dem Schnee etwas aufgespürt hatte. Und tatsächlich: Auch die letzte vermisste Person konnte dank Moritzli geborgen werden. Als der bekannte Kynologe Ferdinand Schmutz davon hörte, begann er, Hunde für Rettungseinsätze in den Bergen gezielt auszubilden. Im Jahr 1949 wurde ein Einsatzteam gegründet. Mit der Entwicklung der technischen Mittel veränderte sich auch die Ausbildung von Lawinenhunden und es kamen Fallschirmsprünge und das Abseilen aus dem Helikopter zum Einsatz. Heutzutage wird die Ausbildung von der Stiftung Alpine Rettung Schweiz organisiert.

Auf ein Treffen mit den Helden auf vier Pfoten

Das Bild des Bernhardiners vom Grossen St. Bernhard mit dem Fässchen um den Hals ist nur zu gut bekannt. Tatsächlich aber eignen sich eine ganze Reihe an Rassen für Rettungshunde. Es also nicht nur eine Hunderasse, die zum Helden wird. Auch Malinois, Golden Retriever, deutsche und belgische Schäferhunde, Border Collies und Mischlinge kommen zum Einsatz. Wichtig sind der Spürsinn, die physische Kondition, Gehorsamkeit, der Spieltrieb und die Grösse des Hundes. Entgegen des Bildes vom behäbigen Bernhardiner sind ein athletischer Körperbau und ein Gewicht unter 30 Kilogramm ideal. Zu kleine Hunde eignen sich hingegen ebenfalls nicht, da ihnen die Schneemassen zu schaffen machen.

Ausbildung von Lawinenhunden

Die Kantonale Walliser Rettungsorganisation KWRO bietet Kurse für Hunde und Hundeführerinnen und -führer an. Die Ausbildung erfolgt im Tandem, und man muss zuerst einige Bedingungen erfüllen, bis man zur kostenlosen Ausbildung zugelassen wird. Dabei gibt es sowohl für die Hundehalterin oder den Hundehalter als auch für den Hund einige Vorgaben: Der Hund muss zwischen einem und drei Jahren alt sein, bei bester Gesundheit und er muss bereits eine Grundausbildung absolviert haben. Der zukünftige Lawinenhund muss mit den Grundbefehlen der Hundeerziehung vertraut sein, mit der man ab seinem dritten Lebensmonat beginnen kann. Wenn der Hund ein Jahr alt ist, können ihn Hundehalterinnen und -halter für die Aufnahmeprüfung beim KWRO anmelden. Dabei werden seine Gehorsamkeit, seine Folgsamkeit und sein Spürsinn geprüft. Der Hund muss sich mit und ohne Leine fortbewegen, Grundbefehle wie «Sitz» und «Platz», aber auch «Apport» richtig ausführen und natürlich umgänglich und sozial sein. Es empfiehlt sich, Hündinnen zu sterilisieren. Zukünftige Lawinenhunde müssen mindestens 80 % der Punkte erreichen, damit sie die Ausbildung weiterführen können. Hundeführerinnen und -führer können anschliessend zusammen mit ihrem Hund die Ausbildung von rund anderthalb Jahren absolvieren. Mit verschiedenen Aufgaben wird der Hund auf seine zukünftige Funktion vorbereitet. Auf spielerische Weise lernt er so, zusammen mit seinem Frauchen oder Herrchen Ski zu fahren, sich auf den Schultern tragen zu lassen oder in einen Helikopter zu steigen. Diese Kenntnisse werden jedes Jahr vertieft, damit der Hund sie nicht vergisst.

Die Einsätze

Rettungshunde müssen konzentriert bleiben und sich nicht von den Wetterbedingungen oder Artgenossen ablenken lassen. Wenn die Halterin oder der Halter dem Hund die Schabracke überzieht, ist das für ihn das Zeichen zum Arbeiten. Sobald die Führungsleine sitzt, spürt er den Ort auf und rennt in die entsprechende Richtung. Nicht selten entscheiden ebendieser Spürsinn und die erstaunliche Schnelligkeit über Leben und Tod einer verschütteten Person. Die Suche ist für den Hund sehr anstrengend und falls sie sich länger hinzieht, ist eine Pause alle 20 Minuten unumgänglich. So kommt der Hund etwas zur Ruhe und sein Spürsinn und seine Konzentrationsgabe werden wieder einsatzbereit.

Der Lawinenhund und seine Führerin oder sein Führer ergänzen sich perfekt zu einem eingespielten Team und helfen so, Leben zu retten. Ein grosses Dankeschön an sie!